Trieb und InstinktDrive and instinct
- Laplanche, Jean
Zusammenfassung
Es gibt beim Menschen einen Selbsterhaltungsinstinkt, unter der Bedingung, dass darunter zu verstehen sei, dass er 1. zum groβen Teil Zärtlichkeit und Bindung darstellt, d. h., dass er durch die wechselseitige Kommunikation vermittelt ist, dass er 2. von Anfang an überdeckt, also verborgen wird durch die im eigentlichen Sinne menschlichen und sexuellen Phänomene der Verführung einerseits und der narzisstischen Wechselseitigkeit andererseits. Daneben gibt es beim Menschen einen Sexualtrieb, der den wichtigeren, den entscheidenden Platz einnimmt, von der Geburt bis zur Pubertät. Er ist der Gegenstand der Psychoanalyse, er ist ins Unbewusste eingegraben. Schlieβlich gibt es den Sexualinstinkt, in der Pubertät und im Erwachsenenalter, der aber "den Platz" durch den infantilen Trieb "belegt" vorfindet. Dieser Instinkt ist folglich erkenntnistheoretisch sehr schwer zu bestimmen, und zwar insofern, als er nicht im Realen und auf ganz konkrete Weise im Reinzustand auftaucht, sondern in unklaren Transaktionen mit dem infantilen Sexuellen, das im Unbewussten herrscht. Das Objekt der Psychoanalyse ist das Unbewusste, und das Unbewusste ist vor allem das Sexuelle genau im Freudschen Sinne, das infantile, prä- oder para- oder genitale infantile, triebhafte Sexuelle. Es ist das Sexuelle, das seine Quelle im natürlich in den Körper implantierten Phantasma selbst hat.
To say that human beings also have a self-preservation instinct just as animals is only meaningful in the sense of attachment and affection mediated by mutual communication. It is from the beginning covered up by the truly human sexual phenomena of seduction and narcissistic reciprocity. Beside that we have a sexual drive which has a more important, not to say, decisive role from birth until puberty. This latter is the subject of psychoanalysis because it is anchored in the unconscious. Finally, we also have an (innate, endogenic) sexual instinct which appears in puberty persisting the whole adult life and meets at its appearance the infantile sexual drive which was existing all the time. It is very difficult to give an epistemological definition of the (innate) sexual instinct because it does not manifest itself in a pure form, but only in unclear transactions with infantile sexuality dominating the unconscious. The subject of psychoanalysis is the unconscious and the unconscious is itself the sexuality sensu Freud, the pre-, para- or genital infantile sexuality. The sexual has its origins in the phantasy which is naturally anchored in our body.